Rundgang 2023
So vielseitig wie der Namensgeber Lucas Cranach d. Ä., geboren 1472 in Kronach, so abwechslungsreich und unterhaltsam ist das kleine Spezialmuseum ausgestattet. Die Besucher finden hier keine Cranach-Originale, sie können aber viel über Leben und Werk des ´Malerfürsten´ Lucas aus Kronach erfahren, der sich nach seiner Geburtsstadt benannt hat.
Mit Schaufenster-Ausstellungen wurde die Corona-Pandemie-Zeit überbrückt. Jetzt weist die Fensterdekoration darauf hin, was in den CRANACH-WELTEN zu erleben ist.
Der Charme eines Provisoriums sticht beim Betreten zunächst in die Augen. Die Inhalte der zwei Ausstellungsräume sind gewöhnungsbedürftig, denn hier sind bunte Kombinationen von Cranach´schen Bildern mit unerwarteten Exponaten zu sehen.Im ersten Ausstellungsraum stehen vier berühmten Cranach-Werke im Mittelpunkt, deren Geschichte(n) in unkonventioneller Weise vor Augen geführt werden. Das erst in jüngster Zeit Cranach zugeschriebene Bildnis eines jungen Mannes, zwei bedeutende Madonnenbilder sowie das Bild einer Jungen Frau mit Kind – sie werden mit verschiedenen Objekten aus der Sammlung des Vereins 1000JahreKronach e. V. vorgestellt.
Ihre Qualität hat sie in besondere Situationen geführt oder zur gern benutzten Abbildung werden lassen. Den Bilder sind immer einige kunsthistorische Informationen beigefügt; eigentlich soll es aber Spaß machen, die Zusammenhänge zwischen Künstler und seinem Werk und deren Verwendung auf irgendeinem Objekt für bestimmte Zwecke zu erkennen. Der junge bartlose Mann hat beispielsweise einen Platz auf 10 DM-Scheinen gefunden. Als diese gedruckt wurden, galt das Bild als Werk Albrecht Dürers. Erst in den letzten Jahren wurde erklärt, dass hier ein Cranach vorläge, der aus sehr früher Schaffenszeit stamme (um 1500, damit frühestes bekanntes Werk!). Späte Anerkennung für Cranach, große für die kunsthistorische Forschungsarbeit!
In den CRANACH-WELTEN geht es um Geschichte(n) von Cranach-Werken, hier um das Bildnis eines bartlosen jungen Mannes.
Wieder andere Geschichte(n) weisen die anderen drei Motive auf. Bei der Jungen Frau mit Kind ist eine Legende verarbeitet, aber von Cranach in eigenwilliger Art und Weise, die auch erst vor wenigen Jahrzehnten erkannt wurde. Die Madonna unter den Tannen hat eine interessante Nachkriegsgeschichte, die Madonna in St. Petersburg steht für Zeiten besserer Kulturbeziehungen.Ergänzend finden sich in diesem Raum noch Materialien über die Feiern zu Cranachs 500. Geburtstag im Jahr 1972 im Vergleich zwischen Kronach und der DDR. Das war letztes Jahr hier ausgiebiger behandelt.
Der zweite Ausstellungskomplex der CRANACH-WELTEN ist als Cranachs ´Wunderkammer´ bezeichnet. Solche hatten sich zu seinen Zeiten gerne die Herrschenden und sehr reiche Bürger zugelegt. Das waren Sammlungen aller denkbaren Besonderheiten und Kostbarkeiten, insbesondere von Reliquien.
Hier geht es um viele alltägliche Funde und Erscheinungsformen von Cranach`schen Einflüssen. Die Exponate sind meist selbsterklärend, sie werfen Schlaglichter auf die Kreativität des Künstlers und Unternehmers, auf die Zeit der Reformation, in der er für die neue Lehre mit seinen Illustrationen größte Bedeutung hatte, seine Werkstatt aber auch von altgläubigen Kunden große Aufträge erhielt.
Seit der Kronacher Landesausstellung 1994 werden seine unternehmerischen Erfolge herausgestellt, der Malerunternehmer, der auch Apotheker, Weinhändler und Drucker war – zu all dem finden sich Exponate, die deutlich machen, wie er vereinnahmt und vermarktet wird.
Bei der Sammeltätigkeit haben wir als Kriterien also sein Porträt, seinen Namen, seine Signatur (die Schlange) und schließlich seine Werke angewendet.
Da finden wir dann eben in der Bodenmarke von Kronacher Rosenthal-Geschirr den Namen ´Lucas Cranach´ vor gut 100 Jahren oder im Jahr 1959 auf einem Fernsehgerät aus dem VEB Rafena in der ehemaligen DDR.
Und so können die Besucherinnen und Besucher auch die übrigen Kriterien auf den ausgestellten Objekten und Zeugnissen entdecken und sich freuen oder wundern über die immer wieder zutage tretende Präsenz des in Kronach geborenen Meisters, der in wohl allen großen Museen auf der Welt seinen Platz hat.
Dieser einmalige Künstler-Unternehmer, der seine Zeit und die Gesellschaft in außergewöhnlicher Weise mitgestaltet hat, wirkt noch nach über 500 Jahren fort – nicht zuletzt in seiner Geburtsstadt, wo er zum Namenspatron der hiesigen Hochschuleinrichtung erkoren wurde.