Auftaktkracher zum Cranach Jahr 2022
Wie ließe sich das Festjahr für den berühmtesten Sohn der Stadt treffender einläuten als mit einer Lesung?! „Äh, Moment mal …“, eine Lesung zum Wiegenjubiläum eines der bedeutenden Maler der Renaissance?
Und ob! Denn ausgerechnet dieser stand im Mittelpunkt einer augenscheinlich kunsthistorischen Sensation - offenbar hatte man ein bislang unbekanntes Bild des Altmeisters entdeckt. Indizien zufolge soll die erst kürzlich aufgetauchte Darstellung der „Venus mit Amor und Schwalbe“ von keinem Geringeren als Lucas Cranach d. Ä. erschaffen worden sein. Die dubiosen Umstände, welche zum Auffinden des bislang unbekannten Gemäldes führten, deuten allerdings auf eine zugleich mörderische „Cranach-Verschwörung“ hin.
Und so wurde eine auf dem Fachgebiet der (literarischen) Kriminologie höchst anerkannte und versierte Expertin aus dem herrschaftlichen Bamberg bemüht, Licht ins Dunkel zu bringen. Dass es sich dabei um eine gebürtige Coburgerin handelte, tat der ganzen Sache keinen Abbruch. Zu beein-druckend waren ihre akademischen Referenzen, allzu gewaltig Ihr Ruf, als dass da irgendwelche Zweifel aufkämen. Und schließlich wohnte sie nun schon so viele Jahre in Sichtweite zur fürstbischöflichen Residenz hoch über der Regnitz. So kam es, wie es kommen musste; Frau PD Dr. Friederike Schmöe zog an jenem letzten Mittwoch im März vom ersten Augenblick an die trotz Pandemieeinschränkungen höchst zahlreich erschienenen Krimifans in ihren Bann.
Das Ambiente des Historischen Rathaussaales konnte freilich schöner nicht sein und tat dabei sein Übriges. Ja, man gewann schnell den Eindruck, die einzigartige Atmosphäre dieses geschichtsträchtigen Ortes inspiriere die Lektorin ungemein. Unter den skeptischen Blicken einstiger Honoratioren aus Stadt und Land ringsum an den Wänden wusste sie mit viel Vortragsfreu-de das Auditorium für ihren neuen Kriminalroman zu begeistern. Dieses hing gar atemlos an den Lippen der prominenten Vorleserin. Man hätte durchaus die sprichwörtliche Nadel fallen hören kön-nen. Pointiert, perfekt im Timing, in den Redepausen zwischen den Textpassagen buchstäblich den „Sound of Silence“ auskostend, gab Friederike Schmöe sehr viel aus ihrem aktuellen Roman preis. Plauderte dabei so selbstverständlich aus dem Nähkästchen, dass für die Zuhörerschaft Zeit und Raum miteinander verschmolzen. Dies war Lesekunst par excellence!
Das Publikum dankte es der Autorin mit langanhaltendem Applaus und gewundener Schlange bei der anschließenden Gelegenheit zur Buchsignierung. Dieser Abend mit seinen ganz eigenen Momenten hätte den Altmeister sicherlich zu einer weiteren „Venus mit Amor“, vielleicht sogar mit Schwalbe, inspiriert.
Stv. Vorsitzender Dirk Eilers dankte der Autorin für ihren Auftritt in der Stadt der Cranach-Verschwörung."„Die Cranach-Verschwörung“ von Friederike Schmöe
Text: Udo Georg GellnerBilder: Dirk Eilers, Udo Georg Gellner, Rainer Glissnik
12.4.22