1000 Jahre Kronach zeigt Engagement

Das Geschehen zum Cranach-Jubiläumsjahr 2022 nimmt Fahrt auf: dem Cranach-Portrait-Vergleich im großen Schaufenster der Cranach-Welten in der Amtsgerichtsstrasse folgen nun künstlerische Annäherungen an das Werk des bedeutendsten Sohnes der Stadt.

Den Anfang macht die Kronacher Künstlerin Andrea Partheymüller-Gerber, die sich intensiv mit dem „Venus und Amor“-Motiv auseinandergesetzt hat. Von Lucas Cranach sind zahlreiche Werke zu diesem Thema erhalten, die weltweit verstreut in Museen zu finden sind. Die Kronacher Künstlerin ist ihren eigenen Weg gegangen und hat ihre eigenen Techniken eingesetzt.

1000 Jahre Kronach zeigt Engagement

Die Venus in Kupfer

Mit diesem Titel versieht Andrea Partheymüller-Gerber ihre Arbeit und beschreibt dazu folgendermaßen ihren Arbeitsprozeß: Das Bild „Venus und Amor als Honigdieb“ nachzubilden, neu zu denken und zu erschaffen, bedeutete für mich zunächst eine Beziehungsaufnahme zu einem großen Künstler, Sohn unserer Stadt Kronach, Lucas Cranach dem Älteren und seiner Auffassung zum Thema. Seine Lebenszeit, die Epoche der Renaissance, ist weit weg für uns heutige Bürger. Auch sind die Inhalte dieser Periode deshalb nicht mehr so leicht zugänglich, da Zeitgeist und Wertvorstellungen einem starken Wandel unterliegen. Worin gründete sich bei ihm das Interesse an dem Motiv in unterschiedlichen Varianten? Worin gründet sich die Nachfrage zu diesem Sujet? Laut Katalogeintrag zur Cranach-Landesausstellung in Kronach 1994 legitimiert sich die Art der Darstellung aus traditionell astrologischen Venusauffassungen So forschte ich auch in dieser Richtung zur Bedeutung der Venus und ihres Begleiters.

Warum die Venus in Kupfer?

Kupfer wird nach okkulter Tradition dem Planeten Venus zugeordnet. Nach der Lehre der Homöopathie hat es vielfältige Heilkräfte und wirkt z.B. auf das zentrale Nervensystem, die Atemwege und den Magen-Darm-Trakt. Weshalb Stricktechnik? Rhythmische Bewegungen und Verbindungen, Proportionen, kommen uns in der Gestaltung des Originals entgegen. Die Körperlichkeit weicht zurück, die hoch aufgerichtete Figur bei Cranach wirkt anmutig, leicht und transparent. Um diesen Eindruck bildnerisch auszuformen, verarbeitete ich dünne Kupferdrähte. Durch die rhythmisch gestrickten Maschen, welche in transparenter Weise den Hintergrund durchscheinen lassen, entstand die Venus in Kupfer.

Und Amor?

Der kleine Amor wurde ohne Flügel in einer etwas kompakteren Strickweise in golden schimmernden Messingdraht dargestellt. Auch um die Spannung, die Cranach zwischen den beiden Figuren erzeugt, umzusetzen, wählte ich diese unterschiedlichen Metalle. Im Hintergrund des Originals wird der Blick auf Bäume, Sträucher und auf eine Flusslandschaft bis zum Horizont gelenkt. Ein Ausschnitt des Himmels ist zu sehen. Den Hintergrund des Originals setzte ich als grün chaotisches Szenario in Mischtechnik auf einer gepolsterten Leinwand um. Die reliefhaft ausmodellierten Figuren bilden damit einen plastisch räumlichen Eindruck.

Soweit die Künstlerin. Das Bild wird nun bis Ende März in der Amtsgerichtsstrasse 7 zu sehen sein.
KC/11.3.22 mr