1000 Jahre Kronach zeigt Engagement

1000JahreKronach stellt Portraits ins Schaufenster
Ins Cranach-Programm von 1000JahreKronach gehören natürlich auch die Schaufenster-Ausstellungen der Cranach-Welten in der Amtsgerichtsstrasse. Hier werden viele Einzelheiten aus Cranachs Leben und Schaffen dargestellt und Verbindungslinien bis in unsere Zeit verfolgt.

1000JahreKronach stellt Portraits ins Schaufenster

Die neueste Schaufenstergestaltung beschäftigt sich mit der Frage: Wie sah Lucas eigentlich aus? Dass er 1472 in Kronach geboren ist, wissen die KronacherInnen, und dass er sich nach seiner Geburtsstadt benannt hat. Aus seiner Kinder- und Jugendzeit in Kronach haben sich bedauerlicherweise keine Bilder erhalten. Es wäre schon reizvoll, hätte man ein Zeugnis, wie er vielleicht mit Freunden an der Haßlach oder Kronach ein Floß baut. Schade, ein Bild im frühen Alter fehlt also im Schaufenster, aber anhand von drei anderen Portraits kann man dort in der Amtsgerichtsstrasse Lucas in verschiedenen Lebensaltern sehen.

So sah Lucas Cranach aus:

In Kronach sehr bekannt ist das Altersportrait, das sein Sohn Lucas der Jüngere im Jahr 1550 gemalt hat. Cranach war da 78 Jahre alt. Es begegnet einem in Kronach sehr häufig. Vermutlich deshalb, weil Lorenz Kaim eine Kopie des Originals aus den Uffizien in Florenz gemalt hat, die im Historischen Rathaussaal hängt, und davon gab es auch im Scharfen Eck eine zu sehen, als jenes noch geöffnet hatte . Außerdem prangt es auf den Bierflaschen und Etiketten des Lucas-Cranach-Traditionsbieres der Kaiserhof-Brauerei und in früheren Zeiten hat es auch die ehemalige Schultheiß-Brauerei aus Weißenbrunn auf ihren Steinkrügen verwendet. Das hat sich eingeprägt. Im Schaufenster sind weitere Objekte aus den Cranach-Welten-Beständen mit einem Altersportait zu sehen. Gezeigt wird z.B. ein Briefmarkenbogen aus der ehemaligen DDR. Dort wurde 1953 zu Cranachs 400. Todestag eine Briefmarke mit dem „Älteren“ herausgegeben. In Kronach wiederum haben nicht zuletzt Ludwig Barnickel (Barabo) und Wolfgang Eckert-Hetzel bei ihren Auftritten in der historischen Szene eher den „älteren“ Cranach verkörpert.

1000 Jahre Kronach zeigt Engagement im Cranach-Jahr 2022 Schaufenster: Das Cranach-Welten-Schaufenster zeigt links das Dürer-Portrait, rechts das Altersportait von Lucas Cranach dem Jüngeren und in der Mitte das Selbstbildnis aus der Heiligen Sippe, um 1509/1510, Wien. Zu allen drei gibt es Abbildungen auf verschiedensten Objekten.

Einen jüngeren Cranach für Kronach!

Eigentlich würde in die Geburtsstadt doch ein jüngerer passen. Das Problem dabei: bekannte Portraits von Lucas Cranach zeigen ihn im Alter zwischen 38 und 52 Jahren. Albrecht Dürer hat Lucas Cranach im Jahr 1524 gezeichnet. Angesichts seiner künstlerischen Fähigkeiten ist sicher ein der Realität entsprechendes Bild entstanden, das Cranach im Alter von 52 Jahren zeigt. Das Original befindet sich im Musée Bonnat-Heuleu in Bayonne (französisches Baskenland). In der Bundesrepublik wurde Lucas Cranach 1972 zu seinem 500. Geburtstag mit einer Briefmarke geehrt, welche diese Dürersche Zeichnung zeigt. Sie wurde damals auf unterschiedlichsten Brief- und Werbedruckvorlagen verwendet und in Umlauf gebacht. Einige davon sowie den Briefmarkenbogen selbst und Medaillen mit dem Dürer-Portrait zeigt das Schaufenster.

Cranachs Selbstbildnis in der Heiligen Sippe

Zwischen den beiden beschriebenen steht ein drittes Portrait, nämlich ein von Cranach selbst stammendes. In seinem Werk „Die Heilige Sippe“, um 1509/1510 entstanden, hat er sich als Nebenfigur, als Alphäus, in die Erzählung des Bildes eingefügt. Er ist hier 38 Jahre alt und steht seit etwa 5 Jahren in Diensten des sächsischen Kurfürsten in Wittenberg. Als bereits erfolgreicher, selbstbewußter und angesehener Hofkünstler sieht er die Betrachtenden an. Im Halbportrait prangte er seit 1965 auf der Cranach-Ausgabe in der populären Reihe der „Blauen Bücher“, und so erscheint er vergrößert im Schaufenster. Dieser markante Bildausschnitt ist in Kronach öfter anzutreffen. Peter Bannert hat einen Holzschnitt nach dieser Vorlage gefertigt. Die von Herbert Schwarz zum Lucas-Cranach-Jahr 1972 vorgelegte Beschreibung von Leben und Werk Cranachs trägt ihn als Cover, und vom Carl Link Verlag wurde zum 500. Geburtstag eine Erinnerungskarte herausgegeben, die zusätzlich zu dem gedruckten Portrait mit einer kleinen Kupfermedaille versehen ist, die ebenfalls diesen Cranach-Kopf widergibt.

Leitbild für die Hochschulstadt

In der Schaufenster-Ausstellung können nicht alle Objekte gezeigt werden, die in der Cranach-Welten-Sammlung schon vorhanden sind. Wenn Corona-Einschränkungen wegfallen, sollen weitere Sammlungsobjekte auch in den Räumen ausgestellt werden. Angemerkt sei noch, dass es weitere Cranach-Portraits gibt, von ihm selbst gestaltete Holzschnitte, z.B. in Turnierbildern, und in anderen Bilderzählungen, beispielsweise in „Die Enthauptung Johannes des Täufers“ (1515, Kremsier, CZ), wo er als Landsknecht auftritt.
Welches Cranach-Portrait paßt nun wohl am besten zu seiner Geburtsstadt Kronach? Hier entwickelt sich ja Neues, gemeint ist der Lucas-Cranach-Campus, der sich explizit auf den großen Sohn der Stadt bezieht. Eine naheliegende und werbewirksame Namensgebung, aber auch eine anspruchsvolle, denn Cranach gilt heute als innovativer und kreativer Kunstschaffender und kongenialer Unternehmer. Der Campus hat als Signatur das LCC-Logo. Sein Erscheinungsbild könnte durch eine starke Bildmarke ergänzt werden. Dafür bietet sich aus den bereits angeführten Gründen das Cranach-Portrait aus der Heiligen-Sippe geradezu an, das Bild, das bestens den „Maler-Unternehmer aus Franken“ widergibt. Vergleichen Sie doch mal die Bilder im Schaufenster der Cranach-Welten in der Oberen Stadt!

Turnier 1509 Holzschnitt Lucas Cranach

Das Turnierbild von 1509 zeigt Lucas Cranach mit Turnierlanze am Rande des Turniergeschehens (Ausschnitt).



KC, 11.3.22/ Manfred Raum ©