Kaim

Mit der Ausstellung „Lorenz Kaim. Ein Maler und seine Stadt“ wird derzeit in Kronach  an einen Maler erinnert, der zwar nicht den Bekanntheitsgrad eines Lucas Cranach erreicht, aber in seinem regionalen Wirken, wie die Werkschau auf Festung Rosenberg nachweist, doch beachtenswerte Akzente setzte.

So tat er dies auch im Kronacher Ortsteil Friesen, als er im Auftrag der damaligen Kirchenverwaltung 1848 mit den Malarbeiten an einem neuen Hochaltarbild begann.

Diese Auftragsarbeit, die den Maler offenbar bis 1856 beschäftigte, nahm Georg Schneider zum Anlass eine kleine Lorenz-Kaim-Ausstellung im Dorfmuseum in Friesen zu installieren. Seine Intention ist es aber nicht nur eine Kunstausstellung anzubieten. Er stellt die Entstehung des Hochaltarbildes in den „sozialen und geschichtlichen Kontext“ einer Pfarrei, die sich erst 1804 von Kronacher Hauptkirche lösen konnte und ihre pastorale Selbstständigkeit erlangte.

Dies wird durch topographische Karten schön veranschaulicht. Die Fotografien von Häusern der selbständigen Gemeinde Friesen aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, lassen die Lebensbedingungen der Menschen im 19. Jahrhundert erahnen . Dem Kurator gelingt es auch durch die Einbeziehung der Themen „Kirchenmusik in Friesen im 19. Jahrhundert“ und „Die Geistlichkeit“ die Entwicklung des Kirchenlebens in einer kleinen fränkischen Dorfpfarrei anhand von Archivalien aufschlussreich darzustellen.

Die Ausstellung offenbart dem Besucher aber auch, dass sich die Aufgabe Lorenz Kaims nicht nur auf das malerische Werk beschränkte, was auch seine lange Beschäftigungsdauer in Friesen erklärt. Er erhielt  1852 von der Kirchenverwaltung auch die Oberaufsicht über den Neubau eines Hochaltars. Die dazu von ihm ausgeführten Zeichnungen werden nun in der Ausstellung der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Kaim Katalog

Was aber die Initiative von Georg Schneider so wertvoll macht, ist der Ausstellungskatalog, der einer von Natur aus nur temporären Ausstellung einen dauerhaften Charakter gibt. Dies hat die Werkschau in Kronach leider nicht zu bieten. Für den historisch Interessierten bietet der Katalog viele Hintergrundinformationen, die auch, die nicht immer konfliktfreie Zusammenarbeit von Maler und Kirchenverwaltung detailliert dokumentieren.
Wer die Kronacher Ausstellung besucht, sollte also auch nach Friesen kommen. Es lohnt sich! Die Ausstellung ist noch bis 30. November zu sehen.

Hans Götz, 17.10.2013