Lorenz Kaim neu entdecken: Kein „SelbstPortrait"!
Der 200.
Geburtstag des Kronacher Malers wird in diesem Jahr gefeiert - höchste Zeit ihn
und sein Wirken in Erinnerung zu rufen! „Lorenz Kaim neu entdecken!", dazu ruft
der Verein 1000 Jahre Kronach auf und hat seine gerade erschienene Zeitschrift
schwerpunktartig Kaim gewidmet.
Gibt es denn überhaupt Neues zu entdecken? Ist nicht alles über ihn bekannt? Wo
kann man dazu mehr erfahren?
Das ist schon das erste Problem: Es gibt keine fundierte Bearbeitung und
umfassende Darstellung über Lorenz Kaim. Viele seiner Werke sind in
Privatbesitz, in Vergessenheit geraten oder verschollen.
Aufruf zur Unterstützung
In seiner kleinen Schrift „Lorenz Kaim - Palette eines Malerlebens" hat
Alfred Adam 1965 versucht, den großen Sohn der Stadt zu würdigen. Es wäre an
der Zeit, mit heutigen Mitteln, insbesondere moderner Drucktechnik, eine
vollständigere und aktuellere Publikation herauszubringen. Vorarbeit dafür wäre
ein möglichst umfassendes Werkverzeichnis. Deshalb ergeht noch einmal der
Aufruf an alle Eigentümer von Kaim-Bildern oder Dokumenten, diese doch
mitzuteilen und damit eine systematische Bearbeitung zu erleichtern. Bei der
Sichtung aller auffindbaren Materialien und sorgfältiger Auswertung werden sich
auch neue Zusammenhänge erschließen. Ein Beispiel dafür liefert das bekannte
Bildnis von Lorenz Kaim (siehe Abbildung).
Kein „Selbstportrait"
Bei Alfred Adam wird es noch als „Selbstbildnis" bezeichnet. Diese Bezeichnung rührt vermutlich daher, weil sich
auf der Rückseite des Bildes ein Inventarisierungsaufkleber findet, der das
Bild zum „Selbstportrait" erklärte; verständlich, denn Kaim gelangen ja
hervorragende Portraits. Allerdings ist
dieses Bild kein Selbstbildnis! Spätestens seit der Restaurierung des Werkes,
die im Zusammenhang mit der Sanierung des Historischen Rathauses 2001 erfolgte,
muß davon ausgegangen werden. Die Restauratorin vermerkte damals in der
Restaurierungsdokumentation, dass sich „unter dem Rahmen" eine Signatur
befinde, und zwar „1853 Haye". Die
Abbildung zeigt diese am linken Rand, senkrecht, allerdings schwer lesbar. Das
Bild zeigt also Kaim im Alter von 40 Jahren. Aber wer ist „Haye"? Liegt hier
eine ungenaue Buchstabenwiedergabe vor?
Hage - ein Studienfreund und
Künstlerkollege?
Tatsächlich wird die Signatur als „Hage" (statt Haye) zu lesen sein, der Maler
des Bildes also Hage geheißen haben. Und das kann nun anhand der Matrikelbücher
der Königlichen Akademie in München, die seit einiger Zeit auch im Internet
aufgeschlagen werden können,
nachvollzogen werden. Es findet sich darin im 19. Jahrhundert der Name Hage
zweimal, einmal ein August Hage aus Riga/Lettland, der 1867 eingetreten ist,
also Jahrzehnte später als Kaim. Im zeitlichen Zusammenhang mit Kaims
Studienbeginn in München, sein Eintritt ist für den 12. Juli 1830 mit der
Matrikel Nummer 1646 im Fach „Malerey" notiert, ist ein Georg Hage aus
Hatzweiler im Matrikelbuch 1809-1841 unterm 7. Dezember 1829 mit der
Matrikelnummer 1584 aufgenommen und für „Portrait" eingeschrieben. Waren Kaim
und Georg Hage über die Studienzeit hinaus
- das Portrait von Hage ist ja 15
Jahre nach Kaims Rückkehr aus München
entstanden - Freunde geblieben? Gibt es darüber weitere
Dokumente oder Hinweise? Wie hat sich Kaim demgegenüber selbst portraitiert
oder gezeichnet?
In der Kaim-Ausstellung, die ab 20. Juli in der Festung stattfindet, kann
darüber Aufschluss gegeben werden.
Manfred Raum
11.4.13