Ist die Hexenverfolgung nur ein katholisches Thema? Fanden in protestantischen Gebieten des 16. und 17. Jahrhunderts keine Hexenverfolgungen statt? War Martin Luther ein ausgewiesener Gegner der Hexenjäger und der Hexenverbrennungen?

Die Antworten sind eindeutig: Weder blieben in protestantischen Gebieten Frauen von der Hexenanklage verschont noch hat sich Martin Luther zeit seines Lebens in eindeutiger Weise von den Hexenverfolgungen distanziert. Nein, er sah seinen Standpunkt zu den Hexen in theologischer Weise begründet. Die Aussage des Alten Testaments im 2. Buch Moses, 22,17 „Die Zauberinnen sollst du nicht am Leben lassen“ hatte für ihn Gültigkeit.

Und in einer Predigt im Jahre 1526 speziell zu diesem Bibeltext wurde er sehr deutlich: „Die Zauberinnen sollen getötet werden, weil sie Diebe sind, Ehebrecher, Räuber, Mörder… Sie schaden mannigfaltig. Also sollen sie getötet werden, nicht allein weil sie schaden, sondern auch, weil sie Umgang mit dem Satan haben.“ Der Reformator Luther glaubte also an die Existenz von Hexen und forderte entschieden deren Verfolgung und Hinrichtung.

Noch hatte aber im ersten Viertel des 16. Jahrhunderts nicht die massenhafte Verfolgungsjagd auf Hexen begonnen. Ob Luther diese Auswüchse zu Beginn des 17. Jahrhunderts gutgeheißen hätte, ist zu bezweifeln. Bereits 1529 warnte er wiederum in einer Predigt davor, „ … nicht zu meinen, dass euer Unglück und eure Not von Zauberern herrührt". Allerdings bezeugen seine Äußerungen in Predigten der Folgejahre, dass er seine grundsätzlich ablehnende Haltung gegenüber dem Hexenwesen nie aufgegeben hat.


Wir müssen erkennen, was früher Unrecht war, sonst werden wir es nicht einmal erkennen, wenn wir es heute sehen.
Jüdische Weisheit

Dr. Kai Lehmann, Direktor des Schlosses Wilhelmsburg und Kurator der in Schmalkalden im Jahre 2013 gezeigten Ausstellung „Luther und die Hexen“, hat sich 2012 in einem Brief an die Evangelische Kirche gewandt und gefordert, dass 2017 zum 500. Jahrestag der Reformation kein geschöntes Lutherbild präsentiert werden soll, sondern vielmehr „… das ehrliche Bemühen zu zeigen, dass Erinnerung auch zu kritischer Stellungnahme verpflichtet.“

Lehmann fordert im gleichen Brief genauso vehement, „eine sozialethische Rehabilitation“ der verurteilten Frauen und Männer „zur Wiederherstellung ihrer individuellen Ehre“, damit den Opfern der Hexenprozesse alle Schuld von der Seele genommen und ihre „geistliche Verdammung“ widerrufen werde.

Lehmann sieht hier die Kirchen, zwar nicht in einer alleinigen aber in einer Mitverantwortung für die Entstehung und Beförderung der Hexenverfolgung. Bisher hat als einzige Kirche in Deutschland 1997 die Synode der Evangelisch Lutherischen Kirche in Bayern eine 120-seitige Stellungnahme zu den Hexenverfolgungen in Bayern und zu der Haltung der Reformatoren zu den Hexenprozessen veröffentlicht.

In den letzten Jahren rückte die Hexenthematik immer stärker in den Focus des öffentlichen Interesses. Nicht nur die Vielzahl der Buchveröffentlichungen ist dafür ein Beleg. Auch die zunehmende Zahl an regionalen Ausstellungen, bei uns zuletzt 2012 in Bamberg, und viele lokale Veranstaltungen zeigen die Bemühungen sich dieser Thematik ernsthaft zu nähern. Auch die Stadt Kronach widmet 2014 eine Ausstellung und eine Vortragsreihe der Hexenverfolgung im Hochstift Bamberg und speziell in Kronach.

Vielleicht folgt Kronach dem Beispiel seiner Partnerstadt Wittenberg und lässt durch Ratsbeschluss kundtun, dass die Stadt und ihre Bürger, die durch die Hexenverfolgung im lokalen Bereich umgekommenen Frauen und Männer im sozialethischen Sinne rehabilitieren und damit diesen unschuldig verurteilten Menschen ihre Ehre zurückgeben.

Hans Götz

Quellen:

www.luther2017.de am 07.04.2014

Wikipedia am 07.04.2014

www.anton-praetorius.de (PDF) am 07.04.2014

www.anton-praetorius.de am 07.04.2014