Auf den Spuren der Hexenverfolgung
Zweimal stand die Hexenverfolgung auf dem Programm der Informationsfahrt des Vereins „1000-Jahre-Kronach-eV“. Einmal in Zeil a. M. und einmal in Iphofen. Zwei Orte, die die Thematik der Hexenverfolgung in unterschiedlicher Weise darboten, den Teilnehmern der Fahrt aber jeweils interessante Einblicke in die verschiedenartigen Konzeptionen verschafften.
Das Dokumentationszentrum Hexen in Zeil a. M. präsentierte sich den Besuchern nicht nur als Informationsplattform zur Hexenverfolgung im Hochstift Bamberg des 16. Und 17. Jahrhunderts. Es sieht darüber hinaus seine Aufgabe auch darin, und das betonte auch die Leiterin Birgit Geißler M.A. in ihrem Vortrag, dass die damaligen Mechanismen der Ausgrenzung und deren Folgen aufgezeigt und in pädagogischer Weise vermittelt werden sollen, da diese Phänomene auch in der heutigen Zeit noch vorzufinden sind. Als eine dieser harmloseren Erscheinungen nannte sie das Mobbing, wobei Folter und Hexenwahn auch in zivilen Gesellschaften noch nachweisbar seien.
Die Leiterin des Dokumentationszentrums sieht daher in der Aufarbeitung der jeweiligen lokalen Geschichte zur Hexenverfolgung die Chance auch die aktuellen Probleme sichtbar und durchschaubar zu machen. Hans Götz, 2. Vorsitzender des Vereins, sah im Zeiler Dokumentationszentrum eine vorbildhafte Einrichtung für die Bemühungen der Stadt Kronach, den Hexenturm in der Oberen Stadt in diese Richtung inhaltlich mit lokalem Bezug zu gestalten.
Die zweite Station das Knauf Museum Iphofen mit seiner aktuellen Sonderausstellung „Hexenwahn in Franken“ bezieht sich, wie es dem Titel der Ausstellung zu entnehmen ist, auf die Darstellung der Hexenverfolgung in Ober-, Mittel- und Unterfranken. Hier werden die Ursachen und die Protagonisten der Hexenjagd in Franken dem Besucher audiovisuell nahegebracht. Sie erfahren, dass die Fürstbischöfe der damaligen Hochstifte zum größten Teil auch „Hexenbischöfe“ waren. Die akribische Dokumentation von Einzelfällen, nachvollzogen aus Prozessakten, lässt einem die Untaten der damaligen Zeit regelrecht körperlich erleben. Die gezeigten Marterwerkzeuge unterstützen dies noch. Aber auch die künstlerische Aufarbeitung des hexerischen Zeitgeistes und der Hexenvorstellung findet man in der Ausstellung im berühmten Kupferstich „Die Hexe“ von Albrecht Dürer. Als Gegenwartskünstler zeigt der Kronacher Bildhauer Heinrich Schreiber mit einem Abguss seines Hexen-Epitaphs aus der Stadtgeschichtspromenade auf dem Landesgartenschaugelände die heutige Wahrnehmung in beeindruckender Weise.
Eine Sonderausstellung hat naturgemäß nur temporären Charakter und bringt für einen gewissen Zeitraum, die ansonsten in verschiedenen Archiven und Museen gelagerten Dokumente und Artefakte an einem Ort zusammen. Die Art der Präsentation, insbesondere im audiovisuellen Bereich kann aber , nach Meinung von Vereinsvorsitzenden Manfred Raum, dem interessierten Besucher wertvolle Anregungen für lokale Projekte liefern.
Die Teilnehmer der Informationsfahrt des Vereins „1000-jahre-Kronach-eV.“ konnten ausführliche Informationen und eine Vielzahl neuer Erkenntnisse zur Hexenthematik mit nach Hause nehmen. Für die teilnehmenden Kronacher Stadtführerinnen und Stadtführern war es eine nachhaltige Fortbildungsmaßnahme, die vom Verein zudem noch gesponsert wurde.
Hans Götz, 13.10.2014