Fürstbischof

Von den 38 Opfern der Hexenprozesse in der Amtshauptmannschaft Kronach in der Zeit der Hexenverfolgungen im Hochstift Bamberg zwischen 1612 und 1631, ist das Schicksal der Lena Pantzerin aufgrund der guten Dokumentation am häufigsten in den verschiedensten Veröffentlichungen dargelegt worden. Sie gehörte mit zu den ersten Opfern, als im Hochstift Bamberg die Hexenjagd unter Fürstbischof Johann Gottfried von Aschhausen (1609-1622) und seinem Weihbischof Friedrich Förner (1612-1630) intensiviert wurde und nachgewiesene 884, aber vermutlich mehr als 1000 Personen dadurch ihr Leben lassen mussten. Unter Fürstbischof Johann Georg II. Fuchs von Dornheim (1623-1633), dessen Einsetzung Förner persönlich stark beeinflusste, wurden in der letzten Hexenverfolgungswelle im Hochstift Bamberg (1626-1630) ca. 2/3 der nachgewiesenen Hexenprozesse durchgeführt.

Zeiler HexenturmDer Zeiler Hexenturm

In die letzte Verfolgungswelle fällt auch die Verhaftung der Barbara Schwarz. Sie ist die Frau des Gastwirtes Hans Schwarz. Beide betreiben sie das Gasthaus „Zur Gans“ auf dem Grünen Markt in Bamberg. Willi Schreiber gibt als Standort des Gasthauses den Obstmarkt (?) an. Bei der Gänsewirtin kehren auf ihrem Heimweg von der Floßreise auch die Frankenwaldflößer ein, vielleicht deswegen, weil die Wirtin aus Remschlitz in der Nähe des Flößerortes Friesen stammt. Vor ihrer Bamberger Zeit soll Barbara als Magd in Kronach gedient haben. Willi Schreiber schildert sie auch als resolute Persönlichkeit, der man nichts Ehrenrühriges nachsagen konnte. Trotzdem wird sie von ihrer Nachbarin aus Neid und Rachegefühlen denunziert.

Nachgewiesen kann die Herkunft der Barbara Schwarz, alle anderen Angaben muss man wohl dem erzählerischen Talent des Willi Schreiber zuschreiben. Bei Britta Gehm liest man nur den nüchternen Hinweis, dass Barbara Schwarz im September 1627 verhaftet wurde. Eine Gegenüberstellung mit dem Ratsherrn Stefan Bauer weist zudem eher auf einen anderen Verursacher der Verhaftung hin.

Das Bemerkenswerte an Barbara Schwarz ist, dass sie sich in den Verhören von Anfang an kämpferisch zeigte: „es sei ihr schon hierbevor übel ergangen, hätte immer viel arbeiten müssen“. Und selbst nach einjähriger Haft und viermaliger Folterung, zuletzt am 14.10.1628, fordert sie ihre Peiniger auf „man solle Ihr das kaiserliche Recht mitteilen und weilen sie unschuldig, Sie der Verhafft einstmahls wieder entlassen“.

Lina Pantzer dagegen war sich über die Folgen ihrer Verhaftung im Jahre 1612 gar nicht bewusst. Sie gab unumwunden ihre magischen Kenntnisse preis: Wie man verlorene Sachen wiederfindet oder wie man einen Dieb ausfindig macht, der in fremden Gärten Obst gestohlen hat. Dies wurde ihr schließlich auch zum Verhängnis.

Während der dritten Hexenverfolgungswelle im Hochstift Bamberg (1626-1630) war der Unmut über die Willkür der Hexenkommissare und ihrer Helfer in der Bevölkerung schon merklich spürbar. Auch deshalb, weil vermeintliche Hexen jetzt nicht nur aus den unteren sozialen Schichten stammten, sondern auch privilegierte Personen in die Fänge der Hexenjäger gerieten. Es war die Kronacherin Helene Ellin, die im peinlichen Verhör im Juni 1627, Personen aus der Bamberger Oberschicht in den Dunstkreis des Hexenwesens einbezog: die Frau des Bürgermeisters Georg Neudecker, die Frau des Bürgermeisters Junius, die Frau des Kanzlers und die Frau des Bürgermeisters Dietmeyer.
Woher kannte die Magd Helene Ellin diese hochangesehenen Leute? Sie kannte sie aufgrund ihrer Anstellung im Hause des Ratsherrn Hans Morhaupt. Dessen Gattin wurde ebenfalls verdächtigt, eine Hexe zu sein. Im Oktober 1627 saßen bereits drei Ratsherren im Zeiler Hexengefängnis.

Das dies alles nicht ohne öffentliches Aufsehen und Widerspruch seitens der Angehörigen vor sich ging, ist leicht nachvollziehbar. Mag sein, dass Barbara Schwarz im Zeiler Hexengefängnis auch Kontakt zu den obengenannten Personen hatte. Deren Erzählungen mögen das Empfinden über die Ungerechtigkeit ihres eigenen Schicksals noch verstärkt haben. Nachgewiesen ist, dass sie mit einem Georg Hagelstein, Kaufmann zu Bamberg und Nachbar der Familie Morhaupt, in Zeil eingesperrt war und mit diesem am 20. Mai 1630 aus dem Gefängnis floh. Dies war bereits der zweite, diesmal erfolgreiche Fluchtversuch. Im August 1629 hatte sie bereits ihre Ketten zerfeilt, wurde aber erwischt und ermahnt (!), weil sie „sich in der Haft ungeduldig“ zeige.

Hans Götz, 05.06.2014