Die Porträt-Mimesis Lucas Cranachs
Lucas Cranach trat 1505 seine Dienste als Hofmaler beim sächsischen Kurfürsten Friedrich III, auch Friedrich der Weise genannt, an. Fast fünf Jahrzehnte bekleidet er dieses Amt und prägte sicherlich in dieser Zeit die Repräsentationskultur des kursächsischen Hofes.
{mosimage cw=180 popup=1}Die Autorin Ruth Hansmann beschäftigt sich in ihrem Beitrag eben mit der Stellung Lucas Cranachs am Fürstenhofe und seinen Möglichkeiten, besondere Akzente zu setzen. In den frühen Jahren seiner Tätigkeit lag der Schwerpunkt seines Schaffens in graphischen Arbeiten und der Ausgestaltung diverser Residenzen sowie der Anfertigung von Porträts für die fürstliche Familie. Welche Wertschätzung Cranach dabei erreichte, zeigt sich in der Verleihung eines eigenen Wappens im Jahre 1508, der geflügelten Cranach-Schlange. Cranach war damit der erste deutsche Künstler im Alten Reich, der ein Wappen verliehen bekam.
{mosimage cw=180 popup=1}Die Autorin legt in ihrem Beitrag den Schwerpunkt ihrer Betrachtungen auf die Holzschnitte des Künstlers, deren Bedeutung sie gegenüber dessen Malerei in späteren Jahren in der kunsthistorischen Forschung als zu wenig beachtet ansieht. Es sind sakrale Themen, die Cranach vor dem Hintergrund einer mitteldeutschen, sächsischen Landschaft darstellt: „Entrückung der heiligen Magdalena“, „Heiliger Georg stehend mit der Fahnenlanze in der Hand“, u.a. Aber auch die Frömmigkeit der Fürstenfamilie, welche ein essentielles Element der Herrschaftslegitimierung darstellte, galt es mit dem Medium des Holzschnittes den Untertanen visuell zu vermitteln. Profane Darstellungen, wie Jagden und Turniere nehmen ebenfalls einen breiten Raum im druckgraphischen Werk Cranachs ein. Dazu kann man in der Ausstellung im monumentalen Format die „Sächsisch-kurfürstliche Hirschjagd“ besichtigen.
{mosimage cw=180 popup=1}Interessant ist der zweite Beitrag von Mattias Müller, der sich intensiv mit der Porträtmalerei am kurfürstlichen Hof auseinandersetzt. Ihr galt die besondere Wertschätzung, kam sie doch dem vielfältigen Bedürfnis und der Notwendigkeit nach angemessener Repräsentation der fürstlichen Familien entgegen. Der Autor setzt sich vor allem mit der Porträt-Mimesis auseinander und kommt dabei zu interessanten Erkenntnissen zum Malstil von Lucas Cranach. Aus heutiger Sicht könne, nach seiner Meinung, dem Urteil des deutschen Humanisten und Gründungsdirektor der Wittenberger Universität, Christoph Scheurl, nicht mehr gefolgt werden, der die mimetische Leistung Lucas Cranachs so stark hervorhebt, dass er sie mit den Werken des Apelles, Hofmaler Alexanders des Großen, gleichsetzt: „Allein mit den Mitteln der Malerei würde Cranach die Augen der Menschen derart täuschen, dass die Grenzen zwischen Realität und Fiktion vollkommen zu verschwimmen beginnen.“
Der Autor selbst kommt zu einem anderen Ergebnis, das hier nicht verraten werden soll. Vielmehr soll es den Leser neugierig machen selbst nachzulesen. Dazu wird der Katalog demnächst auch in der Kreisbibliothek vom Verein „1000-Jahre-Kronach“ zu Verfügung gestellt.
Hans Götz, 03.09.10