2015 widmen sich die Cranachstädte, die in der Interessensgemeinschaft „Wege zu Cranach“ zusammengeschlossen sind, dem 1515 geborenen Lucas Cranach dem Jüngeren. Sein 500. Geburtstag ist der Anlass für eine gemeinsame kulturtouristische und wissenschaftliche Initiative, die am 17. März in Kronach seinen Anfang nehmen wird und an der sich auch die Cranachstädte Coburg, Dessau-Roßlau, Eisenach, Schneeberg, Weimar und Wittenberg beteiligen. Parallel dazu steht im Rahmen der Lutherdekade 2015 das Thema „Bild und Bibel“ auf dem Programm, das sich mit der Bild- und Wortsprache während der Reformation auseinandersetzt.

Sicherlich wird dann auch über ein Spätwerk von Lucas Cranach d. Ä. gesprochen, das gar nicht so eindeutig dem großen Künstler der Renaissance und Wegbegleiter von Martin Luther zuzurechnen ist. Es handelt sich dabei um das 1546 entstandene Werk „Der Jungbrunnen“. Lucas Cranach d. Ä. war zu diesem Zeitpunkt bereits 74 Jahre alt. Die Thematik selbst ließe schon auf ein Werk des gealterten Künstlers schließen, der sich vielleicht einen Jungbrunnen in seinen künstlerischen Träumen gewünscht haben mag. Wenn dem so wäre, dann hätte er aber sicherlich auch ältere Männer in den Jungbrunnen steigen lassen. Dem ist aber nicht so. Es sind durchwegs ältere und gebrechliche Frauen, die sich dem Brunnenbecken nähern, hineinsteigen und als jugendliche Grazien das Wunderwasser wieder verlassen.

Aber warum sollen den zu diesem Zeitpunkt 31-jährigen Lucas d. J. nicht ebensolche Phantasien beschäftigt haben. Denn die Künstler der Renaissance studierten intensiv die Antike. Und die kennt die Sage vom römischen Gott Jupiter, der die Nymphe Juventa in eine Quelle verwandelte, in der die Badenden verjüngt werden. Hat Lucas Cranach d. J. hier thematisch sein malerisches Talent erprobt?

Seit der Landesausstellung „Lucas Cranach – ein Malerunternehmer aus Kronach“ im Jahre 1994 wissen wir, dass viele Werke Lucas Cranach d. Ä. in Kooperation mit seinen Werkstattkünstlern und seinem Sohn entstanden sind. Die meisten seiner Werke tragen daher auch nur das Werkstattzeichen: die geflügelte Schlange. So ist es auch bei (s)einem Spätwerk: Der Jungbrunnen. Weitaus seltener signierte er seine Arbeiten mit seinen Initialen „L.C.“ und verwies damit auf eine überwiegend singuläre Urheberschaft.

Ob nun gerade der Jungbrunnen mit der Thematik der Lutherdekade „Bild und Bibel“ in Zusammenhang gebracht wird bleibt abzuwarten. Freuen wir uns, dass Kronach an einer Initiative beteiligt ist, die unsere Stadt wieder ein Stück bekannter werden lässt.

Hans Götz, 06.03.2014