Mit dem Jahrtag für Fürstbischof Melchior Otto, Voit von Salzburg, wird nicht nur eine Person geehrt sondern auch an eine Zeit erinnert, die gerade den Dreißigjährigen Krieg überstanden hatte. Der Westfälische Friede im Jahre 1648 begründete mit seiner „pax universalis“ nicht nur eine gesamteuropäische Stabilität, zumindest bis zur Französischen Revolution (1789-1799), sondern war auch die Grundlage für die Entstehung der europäischen Staaten.

So schieden als unmittelbare Folge des Westfälischen Friedens die Niederlande aus dem Heiligen römischen Reich deutscher Nation aus und auch die Schweizerische Eidgenossenschaft konnte sich ihre Unabhängigkeit vom Reich ertrotzen.

In kirchlicher Hinsicht bestätigte der Westfälische Friede den Passauer Vertrag (1552) und den Augsburger Religionsfrieden (1555). Die katholische, die lutherische und auch die reformierte Kirche wurden im Reich gleichgestellt. Die Besitzstände der Kirchen orientierten sich am „Normaljahr“ 1624 und hoben so das Restitutionsedikt von 1629 auf, das der katholischen Seite aufgrund kriegerischer Vorteile im Dreißigjährigen Krieg viele eroberte Landesteile „katholisch machen“ ließ.

Fürstbischof Melchior Otto war seit 1642 der Landesherr im Hochstift Bamberg. Als Domherr stand er schon 1627 und später als Domprobst (1638) mit dem Fürstbistum Bamberg in Verbindung. Nebenbei war er auch Domherr in Mainz (seit 1622) und Domkapitular in Würzburg (seit 1627), wo er auch ab 1630 als Landrichter des Herzogtums Franken fungierte. Seine juristische Ausbildung mag ihn zum Landrichter befähigt haben, für das Amt des Fürstbischofs besaß er weder eine priesterliche noch eine bischöfliche Weihe. Als Direktor des Fränkischen Reichskreises war er zeitweise in Münster und Osnabrück präsent.Eine Mitwirkung der Reichstände bei den Friedensverhandlungen, die er anstrebte, kam aber nicht zustande. Ihm war aber mehr daran gelegen, die bischöflichen Besitztümer in Kärnten vor dem Zugriff der Habsburger zu sichern. Ein Jahr vor Beginn der Friedensgespräche legte Melchior Otto im Jahre 1647 mit der Gründung der Academia Ottoniana die Grundlagen für die spätere Universität Bamberg.

Bevor er 1653 starb ehrte er die Stadt Kronach für ihr tapferes Eintreten für die katholischen Sache im Dreißigjährigen Krieg. Fünfmalige Bestürmungen und dreimalige Belagerungen (1632/1634) überstanden die Kronacher Bürger/innen erfolgreich gegen die schwedischen Truppen, die auch von den angrenzenden evangelischen Landen um Kulmbach und Coburg unterstützt wurden. Dies wird heute noch den Coburgern nachgetragen, weniger den Kulmbachern. Der Mut und die Tapferkeit, den die Kronacher bei der Verteidigung ihrer Stadt zeigten, wurde, so schreibt es Franz A. Bauer in seiner Schrift „Der Patriotismus der Stadt Kronach im Dreißigjährigen Krieg“, von „drei Fürsten und drei Kaisern“ bekundet, „die gleichsam miteinander wetteiferten, Kronachs Verdienste würdig zu belohnen …“ Er zitiert ein Schreiben Wallenstein aus seinem Lager in Unterrodach1637:“ Es ist allbekannt, wie treu und eifrig und unerschrocken und mannhaft Kronachs Bürger fortwährend bei der schweren Belagerung von den Schweden und den dabei ausgestandenen großen Bedrängissen sich gehalten …“ haben. Auch Kaiser Ferdinand II wurden scheinbar die Heldentaten der bambergischen Amtshauptmannschaft berichtet und so erwähnt er 1637, wie Bauer schreibt, dass es Kronach zu verdanken ist, „daß Böhmen …vor dem Feinde gedeckt und gesichert worden sey.“

So zeigte sich auch Fürstbischof Franz von Hatzfeld (im Amte von 1633 – 1642) beeindruckt, als er den Kronachern 1638, anlässlich eines Besuches, ein neues Stadtwappen versprach. Von seinem Nachfolger Melchior Otto wurde dieses Versprechen schließlich eingelöst und mit der Übergabe einer goldenen Kette und dem Privileg versehen, den Ratsherren bei festlichen Gelegenheiten einen spanischen Habit tragen zu lassen. 1652 wurde eine Kronacher Abordnung, bestehend aus den drei Bürgermeistern und dem Stadtschreiber, nach Bamberg befohlen, um ihnen Kette und Urkunden zu übergeben. Den Dank der Kronacher konnte Melchior Otto nicht mehr entgegennehmen. Er verstarb 1653 und konnte so an der Errichtung der Ehrensäule auf dem Platz vor der Kirche, der heute nach ihm benannt ist, nicht teilhaben. Die Kronacher Bürger/innen bedanken sich seitdem mit einem Lobamt, dass immer am folgenden Sonntag nach Sebastiani in der Stadtpfarrkirche als Jahrtag für Fürstbischof Melchior-Otto gefeiert wird.

Hans Götz, 17.01.1918