Der 29. September ist Michaeli-Tag. Dieser Tag ist dem Erzengel Michael geweiht. Heutzutage ein Tag, der in dieser Weise kaum Beachtung mehr findet.

Das war aber nicht immer so. Vom Mittelalter bis in die Neuzeit war der Michaelistag ein großer kirchlicher Feiertag, an dem die Kinder sogar schulfrei hatten und die Gläubigen in die Kirche gingen.

Mit Michaeli ging, zumindest gefühlsmäßig, für die Menschen der damaligen Zeit der Sommer zu Ende. Denn die Tage wurden wieder so kurz, dass das Licht entzündet werden musste, damit das Tagwerk vollendet werden konnte. Dieses Empfinden ist uns in Zeiten der Sommer- und Winterzeitumstellung (in Deutschland seit 1980) größtenteils Stück verloren gegangen.

In der Landwirtschaft hatte der Michaelitag seine besondere Bedeutung. Bis Michaeli sollte der Winterroggen ausgesät sein. Und zu diesem Tag fand auch in manchen Regionen der Ein- und Ausstand der Dienstboten statt. Die besuchten dann gerne mit ihren Dienstbotenentgelt die allerorten stattfindenden Michaeli-Märkte. An diesem Tag mussten aber auch die Zinsen und Abgaben an die Lehensherren geleistet werden.

Mit einer weiteren Besonderheit hat der Michaelitag aufzuwarten. An Michaeli begann offiziell die Brausaison. So war es seit der Verordnung des bayerischen Herzogs Wilhelm IV. aus dem Jahre 1516, in der es hieß: „…daß forthin überall im fürstentum Bayern sowohl auf dem lande wie auch in unseren Städten und Märkten, die kein besondere Ordnung dafür haben, von Michaeli bis Georgi …“ gebraut werden durfte. Wenngleich sich das Hochstift Bamberg dieser Verordnung nicht unterwerfen musste, so geboten doch die klimatischen Bedingungen, sich an diese Vorgabe zu halten. Denn das wärmeempfindliche Bier konnte kaum in den Sommermonaten gelingen. Deshalb war in vielen Landesteilen in der Zeit von Georgi (23. April) bis Michaeli (29. September) das Brauen sogar verboten. Ein weiterer Grund war die Brandgefahr, die von den Mälzereien ausging.

"Man spricht vom vielen Trinken stets,doch nie vom vielen Durste!"
Gaudeamus

Es gab aber trotzdem ein so genanntes Sommerbier. Dies waren die Biere, die mit dem letzten Sud meistens im März entstanden. Daher auch der Name „Märzen-Bier“. Sie wurden zwecks Haltbarkeit stärker gehopft und durften dann in den eisgekühlten Kellern reifen. Diese Aufgabe erfüllten zum großen Teil jahrhundertelang auch die zahlreichen Keller der Oberen Stadt von Kronach. Ab 1. Mai begann dann die Saison der Sommer- bzw. Märzenbiere. Knifflig wurde es aber dann zum Übergang zur Winterbiersaison. Das neue und junge Bier war noch nicht süffig und hatte daher einige unangenehme Nebenwirkungen. Deshalb reservierten sich findige Brauberechtigte, gegen die Vorschriften, einige Sommerbierfässer für die beginnende Kirchweihsaison, um der Nachfrage nach einem trinkbaren Bier gerecht zu werden.

Diesem Braurhythmus passte sich auch das Geschäftsjahr der Brauer an. Dies bezog sich nicht auf das Kalenderjahr, sondern begann und endete Ende September. Kleine Braustätten in Bayern und Baden-Württemberg führen heute noch diese Tradition fort und feiern Ende September ein erfolgreiches Geschäftsjahr mit einem so genannten „Brausilvester“. Ein Brauch, den ich mir auch für Kronach gut vorstellen könnte.

Hans Götz, Stadtvogt, 15.09.2017

Quellen:

www.brauer-bund.de, abgerufen am 12.09.2017
www.brauhaus-wiesen.de, abgerufen am 12.09.2017
ashmodiel.blogspot.de, abgerufen am 12.09.2017
http://www.ndr.de, abgerufen am 12.09.2017
www.kellerberg-hoechstadt.de, abgerufen am 15.09.2017
www.mohrenbrauerei.at, abgerufen am 15.09.2017