Respektables Arbeitspensum trotz Corona - Neuwahlen

Kronach. Im Frühjahr des Jahres 2021 rückte ein archäologisches Bodendenkmal wieder in den Fokus, das bereits vor 30 Jahren vom Stockheimer Gregor Förtsch entdeckt wurde. Die salierzeitlichen Turmfundamente bei Friesen wurden in den frühen 1990er Jahren vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege und von der Uni Bamberg ausgegraben. Schon während der Freilegung der steinernen Fundamente wurde klar, dass es sich um eines der bedeutendsten archäologischen Bodendenkmäler im Landkreis Kronach handelt. Eine Inwertsetzung der Anlage wurde in der Folge zwar angestrebt, aber bis heute nicht realisiert. So nahm sich die Archäologische Arbeitsgruppe Kronach (AAK) das Areal erneut zur Brust und ließ es in einem vom Sachgebiet Ehrenamt des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege und der Oberfrankenstiftung geförderten Projekt gemeinsam mit der Stadt Kronach erstmals flächig untersuchen. Der archäologische Dienstleister Archäoscout wurde beauftragt rund 5,7 ha geophysikalisch, also zerstörungsfrei und ohne Ausgrabung zu prospektieren, was durch den Archäologen Philipp Schinkel M.A. durchgeführt und von zahlreichen Ehrenamtlichen aus den Reihen der AAK unterstützt wurde. Schinkel stellte nun auf Einladung von 1000JahreKronach seine Erkenntnisse vor.

Neue wissenschaftliche Erkenntnisse

Die umfangreiche Magnetometerprospektion im Umfeld der salierzeitlichen Steinfundamente bei Friesen konnte in vielerlei Hinsicht neue wissenschaftliche Erkenntnisse zum Aufbau des mittelalterlichen Siedlungsstandortes liefern, führte der Referent aus. So deuten lange Bogenstrukturen, die mal deutlicher, mal schwächer ausgeprägt sind, ehemalige Grabenbefestigungen an. Zwar ist der jeweilige Verlauf nicht immer zweifelsfrei nachzuvollziehen, dennoch deutet sich zumindest eine Zweiphasigkeit an.

Der Archäoscout Philipp Schinkel mit dem Georadarmessgerät im Gelände am Eichelsbach zwischen Friesen und Birkach (Foto: Gregor Förtsch)

Demnach scheint ein kleineres Grabenrund das seichte Geländeplateau im Zentrum der Untersuchungsfläche eingefriedet zu haben. Insgesamt könnte es sich um den rund 1,5 ha großen älteren Siedlungsteil handeln, der im Verlauf der rund 500-jährigen Besiedlungsgeschichte ausgebaut und auf mindestens 4,5 ha vergrößert wurde. Diese Ausdehnung deutet zumindest ein zweiter ovaler Graben an, der ein Gebiet umfasst, in dessen Zentrum die beiden ausgegrabenen Steinfundamente aus dem 12. Jahrhundert liegen.

Weitere Gebäudestandorte

Innerhalb der Anlage deuten sich durch mehrere mögliche Hausgrundrisse zwei Siedlungskonzentrationen an. Im vermutlich älteren Siedlungskern im Osten lassen sich fünf rechteckige und eine runde Struktur erkennen, die als ehemalige Gebäudestandorte in Frage kommen. Westlich der Steinfundamente bilden vier bis fünf mögliche Gebäudestandorte das zweite Siedlungszentrum, welches sich in leichter Hanglage befindet. Die Gebäudegrundrisse weisen auffällige Gemeinsamkeiten auf, was die Ausrichtung und Größenverhältnisse angeht, so dass sich eine vergleichbare Nutzung andeutet. Möglicherweise stehen die hiesigen Gebäude im Zusammenhang mit handwerklichen Tätigkeiten, was auch durch zahlreiche Metallschlacken angedeutet wird, die der Heimatforscher und Entdecker des Fundplatzes, Gregor Förtsch, über die Jahre in diesem Areal aufsammelte.

Untersuchung vertiefen

Nun sind weitere denkmalschonende Untersuchungsmethoden, wie beispielsweise Bohrungen geplant, um die Ergebnisse zu untermauern und die Grundlage für weitergehende Forschungen und eine touristische Erschließung des Areals zu schaffen. Der wohl einzigartige Stellenwert des Siedlungsstandortes für den Landkreis Kronach im hohen und späten Mittelalter macht eine weitere Untersuchung allemal erstrebenswert.

Zweiter Teil: Vereinsberichte und Neuwahlen

Trotz Pandemie habe 1000JahreKronach im Berichtszeitraum einige herausragende Aktivitäten vorzuweisen, führte Vorsitzender Manfred Raum aus. Dabei nannte er die Herausgabe des Kinderbuches Kronacher G´schichten II und des Sammelwerks zur Handwerksgeschichte von Roland Graf, sowie einer weiteren cranach-Zeitschrift. Eine Führung auf der Heunischenburg sei möglich gewesen und mehrere virtuelle Lesungen mit Geschichten aus dem Kinderbuch. Die Räume in der Amtsgerichtsstrasse seien mit von Vereinsmitglied Michael C. Müller entworfenen Logos versehen und Schaufensterdekorationen, speziell zu Lucas Cranach, erarbeitet worden. In jüngster Zeit seien mehrmals für Kunst- und Trödelmärkte die Räume geöffnet gewesen. Der Vorsitzende dankte für die große Unterstützung und Förderung der Vereinsarbeit sowohl von ehrenamtlichen Kräften wie durch viele Sponsoren und Förderer. Arbeitskreisleiter Udo G. Gellner gab einen Kurzbericht zum Thema Croniche Grimmi und kündigte für nächstes Jahr Neuerscheinungen an. Manfred Raum gab für die verhinderte Schatzmeisterin den Kassenbericht für das Jahr 2020, zu dem Rechnungsprüfer Friedrich Schedel Stellung nahm. Nach einstimmiger Entlastung der Vorstandschaft wurde Manfred Raum als Vorsitzender bestätigt. Ebenso wurden Dirk Eilers als Stellvertreter und Angelika Martin als Schriftführerin wiedergewählt, als neuer Schatzmeister erhielt Joshua Pyka das Vertrauen. Zu Beisitzern wurden Lore Walker, Odette Eisenträger-Sarter, Dr. Manfred Blinzler sowie Arbeitskreisleiter Udo Gellner bestimmt. Die Rechnungsprüfung obliegt Friedrich Schedel und Bert Walker. Sabine Gross überbrachte Grüße der Bürgermeisterin und des Stadtrates, gratulierte zum 30-jährigen Bestehen des Vereins und wünschte ihm viele weitere erfolgreiche Arbeitsjahre.

Nach der Vorstandswahl v. l. Schatzmeister Joshua Pyka, stv. Vorsitzender Dirk Eilers, Beisitzerin Odette Eisenträger-Sarter, Dr. Manfred Blinzler, Vorsitzender Manfred Raum, Stadt- und Kreisrätin Sabine Gross, Vorstandsmitglied Udo Georg Gellner, Schriftführerin Angelika Martin und Rechnungsprüfer Friedrich Schedel. (Foto privat)

Arbeitsplanung und Termine vorgestellt

Zur traditionellen Herbstfahrt lädt 1000JahreKronach für kommenden Samstag, 9. Oktober ein, Informationen und Anmeldung bei Lore Walker, Tel. 93673. Es sind noch einige Plätze frei, auch für Nichtmitglieder. Am Samstag, 16. Oktober wird 1000JahreKronach den FrankenwaldWandermarathon als Hilfstruppe am Lucas-Cranach-Turm unterstützen, HelferInnen willkommen. Am Samstag, 23. Oktober sind die Mitglieder eingeladen zu einer Führung durch die Maximilian von Welsch-Ausstellung auf der Festung um 14 Uhr. Anschließend findet die 30-Jahrfeier des Vereinsbestehens mit Kaffee und Kuchen statt. Anmeldungen erforderlich. Ende November wird ein Vorweihnachtlicher Markt organisiert. Das Jahr 2022 wird als Cranach-Jubiläumsjahr (550. Geburtstag) von 1000JahreKronach unter dem Motto Cranach für alle mitgestaltet.

3.10.21