Markenzeichen: „Nach der Natur gezeichnet…“

Sein ganzes Leben hat es geprägt, das Zeichnen! Lorenz Kaim, der Kronacher Maler, dessen 200. Geburtstag in diesem Jahr zu feiern ist, hat es von Jugend an geübt. Zur Maurerlehre war der 14-jährige im Jahr 1827 nach Bamberg geschickt worden, wo er schon ein Jahr später die von Martin Josef von Reider geleitete Zeichenschule besuchte. Bereits aus dieser Zeit stammen ausgezeichnete Arbeiten, die im Museumsdepot der Stadt Kronach erhalten sind. Das Zeichentalent des jungen Maurergesellen war erkannt, es ebnete den Weg zur Ausbildung an der Königlich Bayerischen Akademie der Bildenden Künste in München.

Mit 17 Jahren an der Kunstakademie

Lorenz Kaim genoss diese Ausbildung, mit Stipendien des Magistrats der Stadt Kronach gefördert, seit Mitte 1830, war also schon mit 17 Jahren dort immatrikuliert. Seine glücklicherweise in großer Zahl erhaltenen Zeichenarbeiten stammen teilweise wohl als Studien auch aus dieser Zeit, bedürften jedoch einmal einer grundlegenden Zuordnung. Es sind beeindruckende Darstellungen aus der bürgerlichen Gesellschaft jener Jahrzehnte darunter, insbesondere sind viele Kronacher Mitbürger aus dieser Zeit festgehalten, wenn auch nicht immer namentlich festzumachen. Hiervon wird bei der Kaim-Jubiläumsausstellung auf der Festung Rosenberg ab Mitte Juli sicher einiges zu sehen sein.

Wirkung weit über Kronach hinaus

Obwohl sich Lorenz Kaim nach seiner Münchner Studienzeit wieder in Kronach ansässig machte und hier seine „lebenslange“ Beschäftigung als Zeichenlehrer an der städtischen „Zeichnungsschule“ fand, sind Zeugnisse seines zeichnerischen Talents weit über Kronach hinaus verbreitet. In der „Illustrierten Zeitung“ vom 29. Januar 1859 wird die Leipziger Aufführung des Theaterstückes „Philippine Welser“ besprochen, ein historisches Drama von Oskar von Redwitz (1823 – 1891). Wenn auch das Leipziger Publikum das Schauspiel „nicht so enthusiastisch wie in München und Augsburg“ mit Beifall bedachte, so wird der Bericht doch mit einem Bild der Schlußszene des Stückes und mit einem Portrait des Verfassers illustriert, und letzterem wiederum liegt eine Originalzeichnung von Lorenz Kaim zugrunde.

(OvR, Bild 1). Das Münchner Stadtmuseum bewahrt in seiner Portraitsammlung die dement-sprechende Handzeichnung von Lorenz Kaim aus dem Jahr 1857 auf. Dorthin ist diese wohl gelangt, weil Oskar von Redwitz 1862 - damals gewähltes Mitglied der Bayerischen Bezirkskammer (heute würden wir Landtag sagen) - nach München gezogen war.

„Nach der Natur gezeichnet…“

zum Beispiel Schloß Schmölz Davor hatte Oskar von Redwitz seit dem Jahre 1854 seinen Wohnsitz in Schmölz. Sein Schloß dort, den Familienstammsitz, ließ er in dieser Zeit um einen Südflügel erweitern, und das war dann auch Anlaß für eine weitere Arbeit von Lorenz Kaim, die Ansicht des Schlosses von Süden: „Nach der Natur gezeichnet von L. Kaim“ steht auf der überlieferten Lithografie von Oscar Thalmann in Poesneck, die offenbar auch als Vignette die Briefkorrespondenz des Schloßeigentümers Oskar von Redwitz zierte. (Bild 2, Schloß Schmölz)

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Die hier gezeigte Abbildung stammt aus einem Brief vom Januar 1859, der in der Handschriftensammlung der Wienbibliothek aufbewahrt wird. Oskar von Redwitz hat das Zeichentalent des Lorenz Kaim für seine Zwecke genutzt. Wie er den Künstler entlohnt hat, ist uns nicht bekannt. Vielleicht sind aber noch aussagekräftige Archivunterlagen dazu auffindbar.

Mithilfe erwünscht

Lorenz Kaim hat natürlich nicht nur das Schmölzer Schloß, sondern gerade auch viele Kronacher Stadtansichten gezeichnet. Sie ermöglichen einen interessanten Vergleich zum heutigen Stadtbild und spiegeln das Alltagsleben seiner Zeit. In der Lorenz-Kaim-Jubiläums-Ausstellung werden weitere Zeugnisse seiner ausgeprägten Zeichenkunst ab 20. Juli auf der Festung Rosenberg zu sehen sein. Da zu vielen seiner Arbeiten aber nähere Angaben fehlen um die Anlässe und Zusammenhänge des Entstehungsprozesses zu erklären, wäre es wünschenswert, noch möglichst viele Hinweise zu erhalten. Die hier verwendete „Illustrirte Zeitung“ von 1859 mit dem Portrait von Oskar von Redwitz und die Fotokopie seines Briefes aus der Wiener Handschriften-sammlung hat freundlicherweise Rainer Domke zur Verfügung gestellt, wofür herzlicher Dank gesagt wird.

20.5.13 Manfred Raum